Reaktionszeit beim Monitor erklärt

Reaktionszeit beim Monitor: Definition, Bedeutung und warum sie fürs Gaming wichtig ist

monitor reaktionszeit titelbild

Auch vor dem Kauf eines neuen Monitors gibt es einige Faktoren, die ihr berücksichtigen solltet. Ein Begriff, der von vielen oft missverstanden wird, ist die Reaktionszeit eines Monitors. Doch was genau verbirgt sich wirklich dahinter und wie wichtig ist die Monitor Reaktionszeit? Das und mehr erfahrt ihr in diesem Beitrag.


Was ist die Reaktionszeit beim Monitor genau?

Die Reaktionszeit beim Monitor gibt an, wie schnell ein Pixel von einer Farbe zu einer anderen wechseln kann. Eine geringere Reaktionszeit resultiert in einer schärferen und besseren Bildqualität.

Normalerweise wird die Reaktionszeit in Millisekunden gemessen und es wird überprüft wie lange ein Pixel dafür braucht, von Schwarz nach Weiß und wieder nach Schwarz zu wechseln. Oft wird hierfür aber auch die Farbe Grau verwendet (dementsprechend zwei verschiedene Grautöne. Eine typische Reaktionszeit liegt unter zehn Millisekunden (10 ms), wobei viele moderne Gaming-Monitore oft Reaktionszeiten von nur einer Millisekunde aufweisen.

Nicht verwechseln: Die Reaktionszeit unterscheidet sich von der Bildwiederholfrequenz (oder Bildwiederholrate). Letztere gibt nämlich an, wie oft pro Sekunde ein Panel ein neues Bild anzeigt, ausgedrückt in Hertz. Folglich wollt ihr bei der Bildwiederholfrequenz eine hohe Zahl, bei der Reaktionszeit eine niedrigere.

Zudem ist die Reaktionszeit beim Monitor nicht dasselbe wie die Eingangsverzögerung (auch Input-Lag genannt). Beim Input-Lag handelt es sich um die Verzögerung zwischen einer Eingabe (wie einem Tastendruck oder Mausklick) und dem Ergebnis auf dem Bildschirm.

Die Reaktionszeit (Response Time) wird von Herstellern meist in Grau-zu-Grau-Zeiten angegeben

Auf eine genaue Messmethode für die Reaktionszeit hat man sich noch nicht so ganz geeinigt. Denn einige Hersteller nehmen zur Messung die Farben Schwarz und Weiß, andere Grautöne und wieder andere sogar Rot nach Grün. Dennoch sagt der Hersteller BenQ, dass das Messen der Reaktionszeit von Grau-zu-Grau am genauesten ist. Deshalb sieht man diese Angabe (Reaktionszeit ausgedrückt in GtG Grey-to-Grey) am Häufigsten auf allen Herstellerseiten. In allen Fällen sind kürzere Reaktionszeiten besser, da sie Bildprobleme wie Unschärfe oder „Ghosting“ reduzieren.


Der Zusammenhang zwischen Reaktionszeit und Bildwiederholraten

Um die Monitor-Reaktionszeit besser zu verstehen, müssen wir noch etwas genauer in die Thematik eintauchen. Denn es besteht eine direkte Beziehung zwischen der Bildwiederholrate und der Reaktionszeit eures Monitors.

Jede Bildrate verfügt über eine Art "Aktualisierungsfenster" oder die Zeit, die ein Pixel zum Wechseln der Farben zur Verfügung hat. Dies hängt von der von eurem Monitor ausgeführten Bildwiederholrate ab.

Wenn ihr also beispielsweise einen 60-Hz-Monitor habt bedeutet das, dass alle 1/60 Sekunde oder alle 16,67 Millisekunden ein neuer Frame angezeigt wird. Solange ein Pixel seinen Übergang in weniger als 16,67 ms abschließen kann, kann der Monitor ein sauberes 60-Hz-Erlebnis bieten. Wenn das Ändern eines Pixels jedoch länger dauert befindet es sich mitten in einem Übergang, wenn es eine neue Anweisung zum Wechseln zu einer neuen Farbe erhält. Dadurch kommt es zum Bekannten "Ghosting", also diesen verzerrten Schlieren auf dem Bildschirm (was wie ein schlechter Motion-Blur-Effekt aussieht).

Nein euer Bildschirm ist nicht kaputt, aber so sieht extremes "Ghosting" in Aktion aus

In diesem Reddit-Post wurden einige gängige Aktualisierungsraten und die entsprechenden "Übergangszeiträume" gelistet:

  • 60 Hz = 1/60 = 16,67 ms
  • 75 Hz = 13,33 ms
  • 100 Hz = 10,00 ms
  • 120 Hz = 8,33 ms
  • 144 Hz = 6,94 ms
  • 240 Hz = 4,167 ms

Doch was bedeutet das genau? Selbst bei 240 Hz Bildwiederholrate befindet sich ein Monitor mit 4 ms Reaktionszeit noch im "Aktualisierungsrahmen", um ein echtes 240-Hz-Erlebnis zu erzielen.

Aber nur weil ein Monitor mit einer Reaktionszeit von 4 ms (oder sogar 1 ms) angepriesen wird bedeutet das nicht, dass er für eine oben aufgeführte Bildwiederholfrequenz geeignet ist. Denn wie oben schon erwähnt sind diese Reaktionszeiten höchstwahrscheinlich als Grau-zu-Grau-Übergänge angegeben. Allerdings dauern einige Farbübergänge länger als andere. Die durchschnittliche Antwortzeit kann 4 ms betragen, aber wenn bestimmte Übergänge viel länger dauern, werdet ihr immer noch mit unscharfen Bildern zu kämpfen haben.


Wie wichtig ist eine niedrige Reaktionszeit bei Monitoren?

Viele PC-Nutzer wissen nicht einmal, dass ihr Monitor eine Reaktionszeit hat, da dies meistens keine Rolle spielt. Beim Surfen im Internet, E-Mails schreiben, Textverarbeitung oder Bildbearbeitung ist die Verzögerung zwischen dem Wechseln der Farben auf dem Bildschirm so schnell, dass man sie nicht einmal bemerkt. Selbst bei Videos ist die Verzögerung auf modernen PC-Monitoren und Fernsehgeräten so gering, dass der Betrachter sie nicht bemerkt. Solltet ihr jedoch viele Sportsendungen schauen, dann könnte eine hohe Reaktionszeit schon zum Problem werden.

Aber wir sind ja alle Gamer hier und wie sieht es da aus? Für Gamer zählt jede einzelne Millisekunde - egal ob bei schnellen Racing-Games, Kampfspielen oder Ego-Shootern. Wenn ihr also jeden noch so kleinen Vorteil beim Gaming wollt, dann ist eine niedrige Reaktionszeit zwischen 1-5 Millisekunden anzupeilen und oft die Kosten wert.

Bei schnellen Kampfspielen wie Mortal Kombat kann eine niedrige Reaktionszeit bei eurem Monitor entscheidend sein

Denn die Reaktionszeit kann einen großen visuellen Unterschied ausmachen, wenn auf dem Bildschirm viel Action und besonders rasante Bildwechsel stattfinden. Also halten wir fest: Für Gamer und Sportfans ist die Reaktionszeit sehr relevant. Allerdings lohnt sich eine sehr niedrige Reaktionszeit oft nur für Multiplayer-Titel, bei denen es auf jede Millisekunde ankommt. 


Von Geschwindigkeit und Genauigkeit bei Monitoren

Häufig werden die angepriesenen Reaktionszeiten eures Monitors nur mit der sogenannten "Overdrive-Funktion" erreicht (vor allem von IPS- und VA-Panels, dazu später mehr). Overdrive ähnelt dem Übertakten eines Monitors, bei dem ihr den Pixeln höhere Spannungen zuführen könnt, um schnellere Reaktionszeiten zu erzielen. Normalerweise könnt ihr auf Monitoren zwischen den Overdrive-Modi "Aus, Niedrig, Normal oder Extreme" wählen.

Warum solltet ihr nicht immer den Extreme-Modus verwenden? Da die Reaktionszeit (Geschwindigkeit) nur ein Teil der Gleichung ist. Der andere Teil ist Genauigkeit. Häufig sind sehr schnelle Reaktionszeiten nämlich nur mit sehr hohen Fehlerraten möglich.

Dies bedeutet, dass der Monitor seine Zielfarbe quasi "überschreiten" kann und sich danach selbst korrigieren muss. Daraus resultiert ein mindestens genauso hässliches Phänomen namens "inverses Ghosting", bei dem hinter sich bewegenden Objekten eine hellere Spur erscheint, während sich der Monitor selbst korrigiert. Ein Beispiel dazu seht ihr in der Grafik unten, welche wir in Anlehnung an die Analysen von Blurbusters erstellt haben.

So kann inverses Ghosting aussehen, wenn ihr es mit dem Overdrive übertreibt

Ein zu aggressiver Overdrive kann also zwar das Ghosting bei hohen Bildwiederholraten verhindern, aber auch zu inversem Ghosting (auch "Pixel-Overshoot" genannt) führen.

Um zu verstehen wozu ein Monitor in der Lage ist, müsst ihr also sowohl die Geschwindigkeit (Reaktionszeiten) als auch die Genauigkeit (wie sehr der Monitor eventuell übersteuert) berücksichtigen. Normalerweise bietet der ideale Overdrive-Modus ein Gleichgewicht zwischen Geschwindigkeit und Genauigkeit.


Welche Monitore haben die besten Reaktionszeiten?

Dann stellt sich die nächste Frage: Solltet ihr euch einfach einen Monitor mit der niedrigsten Reaktionszeit holen? Ja und nein.

Leider entspricht die Leistung eures Monitors immer noch der Laune des Herstellers, der ihn tatsächlich herstellt. Theoretisch sollten die niedrigeren Reaktionszeiten immer besser sein, aber die Art des verwendeten Panels und seine Qualität sind immer noch ein Faktor. Sprich: Ein schlechter Monitor ist immer noch ein schlechter Monitor - da hilft auch keine niedrige Reaktionszeit.

Anstatt den Herstellerspezifikationen zu vertrauen, solltet ihr die Unterschiede bei den Monitortypen verstehen. Dadurch vermeidet ihr, euch auf unrealistische Zahlen zu verlassen (oder enttäuscht zu werden). 

Im Allgemeinen bieten TN-Monitore die schnellsten Reaktionszeiten, danach kommen IPS- und dann VA-Panels. Wenn also ein VA-Monitor mit einer Reaktionszeit von 1 ms angepriesen wird könnt ihr relativ sicher sein, dass diese in der Praxis häufig nicht erreicht werden.

IPS- und VA-Monitore haben oft ähnliche durchschnittliche GtG-Reaktionszeiten, dennoch sind IPS-Übergänge im Durchschnitt leicht schneller und haben geringere Standardabweichungen. Bei VA-Panels findet man oft auch langsame Übergänge bei dunklen Farben.

Wenn ihr also einen Monitor sucht, der selbst mit den schnellsten Spielen mithalten und die besten Reaktionszeiten aufweisen kann, dann solltet ihr einen mit TN-Bildschirm verwenden. Behaltet nur um Hinterkopf, dass ihr bei TN-Panels Abstriche bei Farbdarstellung, Farbtreue, Helligkeit, Farbqualität und anderen Dingen machen müsst.

Für Empfehlungen zu Gaming-Monitoren, schaut mal in eine unserer Kaufberatungen rein:


Fazit: Lohnen sich Monitore mit geringer Reaktionszeit fürs Gaming?

Ja, aber es kommt darauf an.

Eine Sache solltet ihr aus diesem Artikel mitnehmen: Ein 1ms-Monitor ist nicht automatisch besser, als ein 4-ms-Monitor. In den meisten Fällen bedeutet dies nur, dass der Hersteller des 4-ms-Monitors bezüglicher der üblichen Praxisperformance ehrlicher ist.

Trotz aller Vorteile einer geringen Reaktionszeit, lohnt sich diese für viele Spiele nicht wirklich. Wenn ihr hauptsächlich im Einzelspielermodus unterwegs seid, ist eine gelegentliche Unschärfe oder etwas Motion-Blur mit Sicherheit verkraftbar. Vor allem wenn ihr dadurch oft auf einen TN-Monitor verzichten könnt und eher eine bessere Bildqualität via VA- oder IPS-Monitor anpeilt.

Auch wenn ihr oft im Online-Modus zockt, aber eure Verbindung und Ping nicht ideal sind, bringt euch eine niedrige Reaktionszeit nichts. Denn die Zeit, die euer PC benötigt um Informationen an den Server des Spiels zu senden und Informationen zurück zu erhalten, ist wahrscheinlich ohnehin viel höher als die Reaktionszeit eures Monitors. Selbst auf einem „langsamen“ Monitor mit einer Reaktionszeit von 10 ms sind Bildverzögerungsprobleme kein entscheidender Faktor, wenn ihr im Spiel einen Ping von 50 ms habt.

Wenn ihr jedoch eine schnelle Internetverbindung habt und häufig rasante Multiplayer-Spiele wie Apex Legends, Street Fighter, Overwatch, CS, Fortnite oder Rocket League daddelt, dann wollt ihr jede Millisekunde auf eurer Seite haben. Gleiches gilt für Spielekonsolen und Fernseher (von denen viele über einen Gaming-Modus verfügen, der die Reaktionszeit verkürzt). Dies gilt auch, wenn ihr eine Konsole an euren PC-Monitor anschließt.


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Ein Artikel von Sascha. Falls ihr mehr über unsere Autoren erfahren wollt, besucht unsere Über-Uns-Seite.