2 oder 4 RAM-Riegel: Sind mehr Module besser?
Was ist wirklich besser, 2 oder 4 RAM-Riegel in eurem Gaming-PC? Bringen mehr RAM-Module überhaupt was oder gibt es damit Vorteile? Sind 2x 8GB besser als 4x 4GB?
In diesem Artikel erfahrt ihr alles zu diesen Fragen und mehr. Wir betrachten die Leistungsauswirkungen von vier DDR4-Speichermodulen in einem Dual-Channel-System im Gegensatz zu nur zwei Modulen.
2 oder 4 RAM-Riegel: Was ist wirklich besser? (TLDR)
4 Riegel sind besser mit Single-Rank-Speicher, für Dual-Rank-Speicher ist es am besten 2 Riegel zu haben. Abhängig von den Modulen ist es möglich, dass vier Riegel schneller sind als zwei.
2 vs 4 RAM-Riegel: Wichtigste Fakten
- Ein direkter Vergleich ist schwierig, da eine Reihe von Faktoren berücksichtigt werden müssen.
- Vier Speichermodule in einem Dual-Channel-System können die Leistung in manchen Szenarien verbessern.
- Aber auch nur, wenn ihr in eurem Spiel CPU- und nicht GPU-seitig beschränkt seid (was selten vorkommt).
- Vier Module können die Speicherleistung auch einschränken (schlechtere Timings und Takte).
- 2 RAM-Riegel sind im Allgemeinen günstiger als 4 und leichter aufrüstbar.
- Weniger Module erlauben meist höhere Speichergeschwindigkeiten und niedrigere CAS-Latenzen.
- Vier RAM-Riegel bedeutet nicht Vierkanal-Betrieb (Quad-Channel).
- Für die große Mehrheit sind 2 RAM-Riegel besser.
In manchen Systemen und abhängig vom Spiel (oder der Anwendung) KANN eine 4-Modul-Konfiguration zu Leistungszuwächsen von bis zu 5-8% führen.
Warum das so ist und was das alles bedeutet, erfahrt ihr weiter unten. Denn es ist wesentlich komplizierter als das und zwei Module sind für die meisten von euch immer die bessere Wahl.
Zudem schauen wir uns verschiedene Benchmarks an um zu verstehen, wie groß (oder klein) die Unterschiede zwischen zwei oder vier RAM-Modulen sein können.
Der Unterschied zwischen Single- und Dual-Rank-Speicher
Zuerst müssen wir die Zusammenhänge besser verstehen.
Ich habe oben schon erwähnt, dass bei RAM zwischen Single- und Double-Rank-Modulen unterschieden wird. Der Begriff "Rang" (im Englischen "Rank") bezeichnet die Anzahl der 64-Bit-Speicherbänke auf einem Modul. Hier kurz ein paar Fakten zu Ranks bei Arbeitsspeicher:
- Die meisten RAM-Module für Endkonsumenten verfügen über einen Single-Rank (64-Bit Speicherbus).
- Module mit höherer Kapazität sind oft (nicht immer!) Double-Rank mit 128-Bit-Speicherbus.
- Server-Speicher ist oft Quad-Rank.
- Ein System mit mehr als zwei Single-Rank-Modulen verhält sich so, als wären Doppel-Rank-Module installiert.
Gerade der letzte Punkt ist entscheidend für unser Thema:
- Bei Verwendung von zwei Single-Rank-Modulen für den Dual-Channel-Betrieb wird der Speicher als Single-Rank konfiguriert.
- Bei der Verwendung von vier Single-Rank-Modulen für den Dual-Channel-Betrieb wird der Speicher jedoch als Dual-Rank konfiguriert.
Dieser Fakt kann einem Setup mit vier RAM-Modulen einen Vorteil verschaffen, da der Speichercontroller effizienter Daten verarbeiten kann. Dies erklärt, warum vier RAM-Riegel im Vergleich zu zwei Riegeln manchmal mehr Leistung bringen.
Wie stark sich dies auf die Leistung auswirkt, hängt von der Anwendung und der Fähigkeit des Speichercontrollers ab, davon zu profitieren.
Zwei oder vier RAM-Riegel: Gaming-Benchmarks
Schauen wir uns ein paar Benchmarks an und vergleichen die Ergebnisse.
Ich habe Tests rausgesucht, in denen verschiedene RAM-Kits auf verschiedenen Prozessoren in unterschiedlichen Spielen getestet wurden. Das gibt uns einen guten Überblick.
GamersNexus
Als erstes schauen wir uns die Analysen von GamersNexus an. Steve hat in seinem Video zwei verschiedene RAM-Kits in jeweils einer 2x8GB und 4x8GB Konfiguration mit gleichen Latenzen getestet. Die Test CPUs waren ein Ryzen 5 5600X sowie ein 10600K.
Gleich vorweg: Nein die Menge an RAM (hier 16 vs. 32 GB) spielt keine Rolle und ist nicht für die Unterschiede verantwortlich. Das haben wir auch bereits ausführlich in unserem Artikel zur Frage "wie viel RAM braucht man" geklärt.
Das Ergebnis: 4x8GB gaben im Vergleich zu den 2x8GB teils eine 8-10% Leistungssteigerung.
TechSpot
Die Seite TechSpot hat sich einen Ryzen 9 3900X und einen i9 9900K geschnappt und in 6 Spielen mit zwei verschiedenen DDR4-RAM-Konfigurationen getestet: 2x8GB vs. 4x4GB.
Meist wurden keine großen Unterschiede zwischen zwei oder vier Modulen beobachtet, in Spielen wie World War Z oder Formel 1 2019 aber definitiv. Dabei war der i9 sogar etwas empfänglicher für die 4 Module.
Im Schnitt war das Setup mit vier Bausteinen um die 5-7% schneller als mit zwei Riegeln.
AncientGameplays
Abschließend noch eine recht frische Analyse des Youtubers Ancient Gameplays. In seinem Video hat er einen Ryzen 5 5600X mit verschiedenen DDR4-RAM-Konfigurationen (1x16GB, 2x8GB, 4x4GB) in 10 Spielen getestet.
Hier die wichtigsten Ergebnisse:
- Unterm Strich ist die 4x4-Variante in manchen Spielen minimal vorne, in anderen wiederum die 2x8-Variante.
- In CS:GO und AC:Valhalla liegen die zwei RAM-Riegel vor den vier Riegeln.
- Die Unterschiede sind marginal klein (4-5 FPS).
- Selbst wenn die 4x4GB-Variante teils mehr maximale FPS raushaut, liegt sie bei den niedrigsten 1%-Werten meist hinter der 2x8GB-Variante.
- Sogar die 1x16GB-Konfiguration mit nur einem Dual-Rank RAM-Riegel schlägt sich gut.
Unterschiede treten sowieso nur bei einer Auflösung von 1080p auf, zumal alles darüber GPU-seitig und nicht durch die CPU limitiert ist. Bei 1440p und 4K liegen alle drei Varianten quasi gleichauf.
Warum Zwei RAM-Riegel trotzdem meist besser sind
Wir haben gesehen, dass die Unterschiede zwischen der Anzahl der RAM-Riegel quasi vernachlässigbar ist. Ja, bei manchen Spielen gibt es kleinere Leistungsvorteile, bei anderen aber wiederum nicht.
Für mich relativiert sich das Ganze dadurch. Zudem wird durch die letzte Analyse von Ancient Gameplays ersichtlich, dass es eher um die Frage nach Dual-Rank vs Single-Rank-RAM geht.
Um zurück zur ursprünglichen Frage nach der Menge der RAM-Riegel zu kommen - hier noch ein paar Gedanken dazu:
- Moderne DDR5-RAM-Kits werden meist in 2x16GB verkauft und sind Dual-Rank.
Dadurch habt ihr bereits mehr als genug RAM fürs Gaming und müsst euch keine Gedanken um ein 4x16GB-Setup machen (sowas braucht niemand fürs Gaming). Guter DDR5-RAM wird immer günstiger und ist für neue Gaming-PCs zu empfehlen zwecks Zukunftssicherheit. Lies dir hier durch, wie sich DDR5 von DDR4-RAM unterscheidet.
- Ihr werdet heutzutage quasi keine 4x4GB-RAM-Kits mehr finden und generell macht so eine Konfiguration einfach keinen Sinn mehr (gerade bei neuen PCs).
- Ein Setup mit 4x8GB würde in neuen Systemen auch keinen Sinn mehr machen, zumal ihr euch beim Aufrüsten einschränken würdet (vor allem in einem DDR5-System).
- Ihr spart mit 2 RAM-Riegeln Geld, denn diese sind günstiger als 4 Bausteine.
- Dual-Channel-Unterstützung ist eine Garantie, Quad-Channel-Unterstützung gibt es nur bei Server- oder HEDT-Mainboards.
- Vier RAM-Riegel bekommen erst im Quad-Channel richtig Schwung, fürs Gaming bringt aber auch das wenig.
- Die Hauptvorteile eines 4-Riegel-RAM-Setups sind eine erhöhte Kapazität und (wenn ihr ein Quad-Channel-Mainboard habt) eine große Steigerung der Speicherbandbreite (bringt aber fürs Gaming nicht viel).
Unterm Strich spielen Dinge wie RAM-Takte und Latenzen fürs Gaming eine größere Rolle als die Anzahl der RAM-Module.
Bevor du gehst
Schau dir hier unsere Empfehlungen für den besten DDR5-RAM, DDR4-RAM oder Ryzen-RAM an.