Grafikkarte untertakten: Wie geht es und was bringt es?

Wie man eine Grafikkarte untertakten kann

Solltet ihr eure Grafikkarte untertakten, um damit die GPU-Temperatur deutlich zu senken? Hier ist eine kurze Anleitung, wie das geht, was es bringt und wann das Sinn macht.


Was bedeutet es die Grafikkarte zu untertakten?

Die GPU besteht aus verschiedenen Kernen, die als Herzstück einer Grafikkarte gelten. Jeder Kern läuft mit einer bestimmten Geschwindigkeit, die als Taktfrequenz bezeichnet wird. Da diese Kerne für die Grafikverarbeitung zuständig sind ist ihre Leistung umso besser, je höher ihre Taktrate ist (und umgekehrt).

Grafikkartenhersteller legen eine Standardtaktrate für ihre Produkte fest, die als Werkstaktrate bezeichnet wird. Letztere kann je nach Bedarf erhöht oder verringert werden.

Untertaktung (im Englischen "Underclocking" genannt) bezieht sich auf das Herabsetzen der Taktrate einer Grafikkarte. Zu unterscheiden ist dies vom Undervolten einer Grafikkarte, wobei die Spannung und Stromzufuhr der Karte herabgesetzt werden.

Auch wenn das Heruntertakten eurer Grafikkarte zunächst eher kontraintuitiv erscheint, gibt es dafür gute Gründe.


Welche Vorteile hat die Untertaktung einer GPU?

Klären wir erstmal, was euch das Ganze überhaupt bringt - bevor ihr die Anleitung unten befolgt. Eine Grafikkarte herunterzutakten kann mehrere Vorteile haben:

  • Niedrigere Grafikkarten-Temperatur: Wohl der gewichtigste Vorteil einer Untertaktung ist die geringere Wärmeentwicklung bei eurer GPU. Durch die niedrigeren Taktfrequenzen (Geschwindigkeiten) wird sie nicht voll ausgelastet und generiert so weniger Abwärme. Ideal also, wenn eure Grafikkarte oft zu warm wird.
  • Leisere Lüfter: Bei niedrigeren Temperaturen werden eure GPU-Lüfter weniger zu tun haben. Oft schalten sich diese erst ab einer bestimmten Last oder Temperatur ein. Dadurch genießt ihr ein insgesamt leiseres System.
  • Geringerer Stromverbrauch: Das Senken der GPU-Taktraten führt dazu, dass die Hardware langsamer läuft und weniger Strom verbraucht. Gerade bei Highend-Modellen bemerkbar.
  • Erhöhung der Lebensdauer: Wenn ihr eure Karte mit geringerer Leistung betreibt, verlängert sich automatisch ihre Lebensdauer. Zudem vermeidet ihr Dinge wie thermische Drosselungen.

Wie untertakte ich meine Grafikkarte: Anleitung

Ihr seid euch jetzt sicher, dass euer System von einer Untertaktung der Grafikkarte profitiert? Dann befolgt einfach die nächsten Schritte.

1. Wählt das passende Programm

MSI-Webseite Afterburner Download

Der einfachste Weg eine GPU zu untertakten, ist mit passender Software. Es gibt viele Möglichkeiten dafür, wir empfehlen euch jedoch MSI Afterburner auf Grund der intuitiven Benutzeroberfläche sowie der einfachen Bedienbarkeit.

MSI Afterburner ist für jeden Anfänger leicht verständlich, egal wie neu ihr beim "Underclocking" seid - in ein paar Minuten solltet ihr fertig sein.

Im Gegensatz zum Übertakten einer Grafikkarte braucht ihr keine zusätzliche Software, da ihr ja die Taktraten reduzieren und nicht die FPS messen wollt.

Dennoch führt die Untertaktung eurer GPU meistens zu einer Leistungsminderung, was sich wiederum in einem FPS-Verlust in Spielen äußert.

  • Geht auf https://www.msi.com/Landing/afterburner/graphics-cards, um die MSI Afterburner-Software herunterzuladen.
  • Öffnet das Zip-Archiv und führt die .exe-Datei aus. Befolgt die Anweisungen auf dem Bildschirm, um MSI Afterburner zu installieren.
  • Danach öffnet ihr das Programm. Eure Oberfläche sieht womöglich anders aus als bei uns, das spielt aber keine Rolle.

2. Senkt eure Kerntaktfrequenz (Core Clock)

MSI Afterburner Hauptmenü Core Clock senken

Ihr solltet ein Fenster wie oben auf dem Bild zu erkennen sehen. Uns interessiert hier nur der mittige Bereich mit der Überschrift "Clock".

  • Überprüft zunächst direkt darunter, ob Afterburner die korrekte Grafikkarte erkannt hat.
  • Falls nicht, könnt ihr mit einem Klick auf das Zahnrad links in die Optionen gelangen und dort oben die gewünschte GPU für die Untertaktung wählen.
  • Uns interessiert nur der Regler für den Core Clock (MHz). Achtet auf die ursprüngliche Position des Schiebereglers, da dies der Standardwert für eure Grafikkarte ist. Es gibt jedoch auch eine Reset-Taste (der gebogene Pfeil unten mittig), falls ihr alles auf die ursprünglichen Werte zurücksetzen möchtet.
Afterburner Optionen GPU auswählen
  • Um zu untertakten, zieht den Core-Clock-Schieberegler mit gedrückter linker Maustaste mindestens nach links auf seine Standardposition (Position "+0") oder noch weiter, um ihn niedriger als die Werkstaktung einzustellen.
  • Beobachtet, wie die Taktrate abnimmt, sobald ihr den Schieberegler nach links bewegt. Im Kästchen rechts neben dem Balken solltet ihr nun auch eine Zahl mit einem Minuszeichen davor sehen.
Untertaktung der GPU mit MSI-Afterburner (1)

Das Runtertakten einer Grafikkarte ist in MSI-Afterburner spielend einfach

Reduziert die Taktrate auf das gewünschte Niveau und klickt danach unten auf das kleine Häkchen, um eure Einstellungen zu bestätigen. Wie weit ihr untertaktet, hängt vom Grund für die Untertaktung der Grafikkarte ab.

Aber stellt sicher, dass eure Spiele oder Programme dadurch nicht abstürzen oder ungewöhnliche Fehler auftreten. Wenn das passiert bedeutet es, dass ihr eure Grafikkarte zu stark untertaktet habt. Also erhöht die Taktrate wieder leicht.

In der Regel ist es am besten, die Taktrate schrittweise zu verringern und ihr werdet hierbei definitiv etwas rumprobieren müssen.

3. Speichertakt anpassen (Optional)

Generell solltet ihr die Finger vom Schieberegler "Memory Clock" darunter lassen, falls ihr nur den Kerntakt geändert habt.

Solltet ihr den GPU-Speichertakt jedoch zuvor übertaktet haben, dann solltet ihr dies jetzt rückgängig machen und ihn wieder auf den Standardwert setzen.

Eine Untertaktung des Memory-Clocks macht jedoch wenig Sinn und kann schnell zu Instabilitäten führen.


Häufige Fragen zum Thema

Ist es gefährlich, eine Grafikkarte zu untertakten?

Das Untertakten eurer GPU schadet dieser in keiner Weise. Alles was ihr hierbei tut ist, die Taktraten zu senken (die Geschwindigkeit, mit der eure Grafikkarte arbeitet). Dadurch könnt ihr keine physischen Schäden anrichten (welche sowieso nur durch Hitzeeinwirkung entstehen).

Wenn ihr untertaktet, erhöht sich nämlich nicht die Spannung. Diese bleibt entweder gleich oder ihr betreibt eure GPU bei Unterspannung (da bei niedrigeren Taktraten zusätzliche Volt verschwendet werden).

Das Schlimmste was passieren kann ist, dass ihr bei sehr niedrigen Taktungen Abstürze oder Verzögerungen in Programmen provoziert (aber es gibt keinen physischen Schaden an der Grafikkarte selbst). 

Da die GPU-Taktung von Software gesteuert wird, ist dies jedoch einfach rückgängig zu machen.

Sind Untertaktung und Undervolting dasselbe?

Beides sind komplett unterschiedliche Dinge.

  • Untertaktung ist der Vorgang, bei dem die Taktraten der Grafikkarte gesenkt werden.
  • Undervolting hingegen ist der Prozess, die Menge an Strom zu senken, die die GPU verbrauchen kann. Dadurch wird die Strommenge verringert, die die Karte nutzen kann.

Wie oben erwähnt besteht beim Untertakten keine Gefahr, beim Undervolting solltet ihr jedoch wissen was ihr tut (wir haben oben unsere Anleitung dazu verlinkt). Oft wird aber beides zusammen durchgeführt, da es Sinn macht.

Reduziert das Runtertakten einer GPU die Wärmeentwicklung?

Das Untertakten eurer Grafikkarte ist einer der besten Wege, um Wärmestaus zu reduzieren und eine wärmebedingte Drosselung zu verhindern. Die Wärmemenge eurer GPU steht in direktem Zusammenhang mit der Strommenge, die sie bezieht. Wenn sie mit niedrigeren Taktraten läuft, verbraucht sie weniger Strom und wird daher weniger warm.

Verringert das Untertakten die Leistung meiner Grafikkarte?

Das Untertakten der GPU schränkt ihre Leistung ein, sodass ihr (unabhängig davon, wie teuer und hochwertig sie ist) volles Potenzial nicht genutzt wird.

Es kann dazu führen, dass einige grafikintensive Spiele und Programme einfrieren, abstürzen, ruckeln oder mit kleinen Verzögerungen ausgeführt werden. Möglicherweise treten auch grafikbezogene Fehler auf. Oft macht ein Untertakten der Grafikkarte nur Sinn, wenn keine grafikintensive Software ausgeführt wird.

Beim Gaming werdet ihr immer einen Leistungsabfall feststellen. Wenn ihr die Taktrate der Grafikkarte zum Beispiel um 30% verringert, könnt ihr auch in euren Spielen mit ungefähr 30% weniger FPS rechnen.

Daher ist das für viele keine Option. Wenn ihr euch also entscheidet eure GPU aufzurüsten, werft einen Blick auf die derzeit besten verfügbaren Grafikkarten.

Für wen lohnt es sich?

Underclocking kann sich trotz der Leistungsminderung in einigen Szenarien dennoch lohnen:

  • Falls ihr die Leistung eurer GPU gar nicht wirklich braucht und sowieso keine grafikintensiven Anwendungen nutzt.
  • Wenn eure Grafikkarte überhitzt und andere Lösungen nicht funktioniert haben, ist eine runtergetaktete GPU einen Versuch wert. Gerade wenn die Grafikkarte älter ist und die Wärmeleitpaste schlecht wird.
  • Falls die Umgebungstemperaturen für euren Rechner sehr hoch sind (Hitzestau) oder euer PC generell im Sommer zu kämpfen hat.

Erlischt dadurch die Garantie?

Im Gegenteil, das Untertakten eurer Grafikkarte wird als etwas angesehen, das die Lebensdauer verlängert. Ergo ist eure Garantieleistung davon nicht betroffen. Tatsächlich ist die Untertaktung normalerweise eine Standardoption in der Software eurer GPU.


Ein Artikel von Sascha. Falls ihr mehr über unsere Autoren erfahren wollt, besucht unsere Über-Uns-Seite.