Wie viele CPU-Kerne braucht man wirklich?
Spätestens wenn ihr euren ersten PC selbst baut, kommt die Frage nach der Anzahl der CPU-Kerne auf. Wie viele Kerne braucht euer Prozessor tatsächlich für Dinge wie Gaming, Streaming, Videobearbeitung oder Rendering? Genau das erfahrt ihr hier.
Wie viele CPU-Kerne braucht man wirklich?
Sechs-Kern-CPUs sind mit ihrer guten Preisleistung ideal fürs Gaming und solide für Produktivitätsarbeit. Achtkern-CPUs sind sehr gute Allrounder und perfekt für Kreativarbeit und intensives Gaming. CPUs mit zehn oder mehr Kernen sind sehr teuer und nur für schwergewichtige Aufgaben wie Rendering zu empfehlen.
Allerdings muss man das Ganze noch etwas genauer betrachten. Schauen wir uns alle Anwendungsbereiche an.
Wie viele CPU-Kerne sind fürs Gaming empfehlenswert?
Es kommt darauf an. Generell empfehle ich 6-8 Kerne fürs Gaming, doch auch 4 können funktionieren (je nach Spiel aber alles andere als optimal). Vierkern-Prozessoren sind jedoch das absolute Minimum, darunter wird es enorm schwierig.
Hier ist die Antwort jedoch nicht so einfach - schauen wir uns an, warum.
- Passend dazu lesen: Aktuelles CPU-Ranking der besten Gaming-Prozessoren
Merke: Anzahl Kerne vs. Taktfrequenz & GPU
Die Anzahl der CPU-Kerne hat im Vergleich zur CPU-Geschwindigkeit pro Kern sowie eurer Grafikkarte einen wesentlich geringeren Einfluss auf die Gaming-Leistung. Zudem variiert die Leistung einzelner Kerne in Abhängigkeit des CPU-Chips.
Zum Einen gibt es immer noch wenige Spiele, die für die gleichzeitige Nutzung mehrerer Kerne entwickelt wurden. Und diejenigen, die dies tun, tun dies normalerweise nicht in Echtzeit.
Dennoch hat sich dies bei moderneren Spielen verbessert. Die neuesten Spiele-Engines können ihre Arbeitslast zumindest annähernd effizient auf mehrere CPU-Kerne verteilen. Aber ab einer gewissen Anzahl bringt das nicht mehr viel.
Schauen wir uns jetzt konkrete Beispiele an. Wie wirkt sich die Kernanzahl in verschiedenen Spiele auf die CPU-Auslastung aus?
Sehr interessante Benchmarks wurden hierzu vom Youtuber PC-Centric durchgeführt und in diesem Video analysiert. Verglichen wurden verschiedene Ryzen-CPUs in Cyberpunk, Shadow of The Tomb Raider und Witcher 3:
- 5900x (12 Kerne)
- 5800x (8 Kerne)
- 5600x (6 Kerne)
- und ein 5600x mit 2 deaktivierten Kernen (damit 4 Kerne).
Das Ergebnis?
- Beim 12-Kerner lag die CPU-Auslastung bei maximal 25-30%
- Mit 8 Kernen wurde die CPU im Schnitt 30-35% ausgelastet
- Die 6-Kern-CPU bewegte sich zwischen 50-80% Auslastung, teils höher
- Bei 4 Kernen ist der Prozessor am Anschlag und 70-100% ausgelastet
Aus diesen Daten wird klar: Eine Vierkern-CPU ist kaum mehr ausreichend, in Spielen wie Cyberpunk werdet ihr damit auch Ruckler haben.
Anzahl Kerne hat Auswirkung auf CPU-Temperatur
Prozessoren mit weniger Kernen weisen oft eine niedrigere Betriebstemperatur auf, zumal sie weniger Hitze generieren. Dadurch könnt ihr bei eurer Kühlung sparen und beispielsweise oft den Werkskühler verwenden.
- Auch interessant: Die besten CPU-Kühler im Test und alles zum Thema CPU-Temperaturen.
Zudem kann die Kernanzahl einen Einfluss auf die Frameraten in Spielen haben. Folgendes Video zeigt schön:
- 4-Kern-Prozessoren sind im Schnitt 20% langsamer als 6-Kerner, bei Spielen wie CoD Warzone und Red Dead Redemption sogar 40-50%.
- Der Unterschied zwischen 6 und 8 Kernen macht in Punkto FPS nur einen kleinen Unterschied (10-15%).
- Alles über 8 Kerne bringt euch keinen nennenswerten Leistungszuwachs mehr.
Wie viele Prozessor-Kerne brauche ich fürs Streaming?
Für Dinge die nicht in Echtzeit auf eurem PC gerendert werden, seid ihr selbst mit einem einfachen Vierkern-Chip gut bedient. Wenn ihr jedoch wie die meisten Gameplay streamen wollt, dann braucht ihr mindestens 8 Kerne.
Dennoch ist fürs Streaming (wie auch für andere Bereiche) nicht nur die Anzahl der Kerne wichtig, sondern ihr müsst auch die Leistung pro Kern berücksichtigen.
Ich empfehle euch fürs Streamen eine SMT-fähige CPU (simultanes Multithreading) sowie mindestens acht Kerne. Ansonsten werdet ihr höchstwahrscheinlich größere Einbrüche in der Spieleleistung beim Streaming haben.
- Auch interessant: Übersicht zu allen wichtigen CPU-Sockeln
Wie viele Kerne reichen für eine normale PC-Nutzung?
Falls ihr euren PC nur fürs Surfen, Netflix, Emails-Schreiben oder einfache Arbeiten in Word und Excel verwendet, dann sollten euch zwei Kerne ausreichen (vorausgesetzt, ihr nutzt eine aktuelle CPU).
Moderne CPU-Kerne sind ziemlich schnell, sodass sich in einigen Fällen sogar eine Zweikern-CPU mit aktiviertem Multithreading als mehr als ausreichend für die grundlegende PC-Nutzung.
Anmerkung zu langsamen PCs
Sollte euer Rechner bei einfachen Aufgaben schon an seine Grenzen stoßen (alles ist zäh und langsam), dann liegt dies weniger an euren CPU-Kernen, sondern vielmehr an zu knappem Arbeitsspeicher.
Falls ihr jedoch schwergewichtigere Dinge wie Dateikomprimierung angehen wollt, dann wird es schwierig. Denn das Komprimieren großer Dateien kann sowohl für eure Speicherhardware sowie den Prozessor ziemlich auslastend sein.
Wie viele Kerne braucht eure CPU für Videobearbeitung?
Für Dinge wie Videokodierung und Videobearbeitung gilt: Je mehr Kerne desto besser. Zumindest bis ihr 16 erreicht, danach gibt es nur noch wenig Leistungsgewinn.
Ihr könnt quasi eine direkte Verbesserung der Leistung erwarten, je mehr Kerne ihr für diese Aufgaben verwendet. Die Menge die ihr braucht, hängt eher von eurer eigenen Geduld und Zeit ab.
Solltet ihr das Ganze auf hohem Niveau angehen, würde ich euch jedoch mindestens eine Acht-Kern-CPU oder eine Sechs-Kern-CPU mit aktiviertem Multithreading empfehlen.
Welche Kernanzahl solltet ihr für Rendering haben?
Auch professionelles Rendern profitiert sehr gut von vielen CPU-Kernen. Allerdings zählt hierfür die Einzelkernleistung etwas mehr, dennoch empfehlen wir euch hierfür so viele Kerne wie möglich - Minimum 8.
Idealerweise stattet ihr euch dafür mit einem aktuellen Prozessor der Ryzen 9 oder Intel Core-i9 Serie aus. Wenn ihr das Maximum rausholen wollt, dann könnt ihr auf die sehr teuren AMD-Threadripper-CPUs setzen.
Bedenkt jedoch, dass bei Threadripper-Prozessoren eure Einzelkernleistung sinkt, wodurch sich der Rechner dann weniger für Dinge wie Gaming eignet.
Was ist der Unterschied zwischen CPU-Kernen und Threads?
Ein CPU-Kern ist der Prozessor einer CPU. In der Vergangenheit hatte jeder Prozessor nur einen Kern, welcher jeweils eine Anweisung verarbeiten konnte.
Da Betriebssysteme, Programme und Videospiele jedoch viel mehr Daten haben und erheblich mehr Anweisungen für CPUs bereitstellen, haben wir jetzt mehrere Verarbeitungseinheiten in einem Prozessor.
Wir bezeichnen diese Verarbeitungseinheiten nun als Kerne. Eine CPU mit mehreren Kernen ist nur eine CPU mit mehr als einer Verarbeitungseinheit.
Ein Kern kann eine Aufgabe bearbeiten, während ein anderer Kern eine andere bewältigt. Je mehr Kerne eine CPU hat, desto effizienter ist sie.
Für noch bessere Leistung und Multitasking werden Kerne in virtuelle Kerne (Threads) aufgeteilt (sofern das Betriebssystem dies zulässt). Dies wird Multithreading, Hyper-Threading (Intel) oder bei AMD simultanes Multithreading (SMT) genannt.
Einige Anwendungen nutzen mehrere Threads besser als andere. Dinge wie Spiele profitieren weniger von vielen Kernen, während die meisten Videobearbeitungs- und Animationsprogramme mit zusätzlichen Threads viel schneller laufen.
Wenn ihr mehr erfahren wollt, dann lest in unseren ausgiebigen Artikel zum Thema CPU Threads rein.
Mit wie viel Kernen können CPUs ausgestattet sein?
Um es euch einfacher zu machen, zeigen wir euch nachfolgend die gängigsten Kern/Thread-Kombinationen.
Einzelkern-Prozessor
Prozessoren mit nur einem Kern sind heutzutage sehr selten und total veraltet. Jede Art von Programm auf einer Single-Core-CPU auszuführen, wird extrem frustrierend sein. Videospiele kommen nicht in Frage, gleiches gilt für Produktivitätsarbeit.
Doppelkern-Prozessor
Auch diese Kernanzahl ist mittlerweile nicht mehr gängig, wird aber teils immer noch verkauft. Glücklicherweise haben heutige Dual-Core-CPUs wie der Intel Pentium Gold G7400 dank Multithreading vier Threads, wodurch man Spiele wie Dota oder League unter Umständen spielen kann.
Für die normale PC-Nutzung ok, dennoch fürs Gaming nicht mehr zu empfehlen.
Vierkern-Prozessor
Prozessoren mit 4 Kernen und 8 Threads sind weitaus häufiger als die beiden obigen Varianten. Und im Direktvergleich dazu ein Unterschied wie Tag und Nacht in Punkto Leistung.
Doch wir haben es oben gesehen: Selbst vier Kerne mit acht Threads sind für moderne Spiele wie Cyberpunk fast schon zu schwach. Für weniger anspruchsvolle Games jedoch absolut brauchbar und auch sonst als Minimum in Ordnung.
Interessanterweise sind Vierkerner auf Basis von Steam's Datenbank immer noch die meist genutzte CPU-Art (minimal vor Sechskernern).
Sechskern-Modelle
Sechskern-CPUs werden immer mehr zum Standard, vor allem da die Kombination aus 6 Kernen und 12 Threads so eine gute Preisleistung bietet.
Die meisten der heute beliebtesten Spiele laufen auf sechs Kernen sehr gut. Zudem gibt wie oben gesehen jenseits von Sechskernern keine großartigen FPS-Sprünge mehr.
- Jetzt lesen: i5 oder i7 - Was ist besser und was lohnt sich?
Auch Programme wie Photoshop, Unity, Blender oder Adobe After Effects laufen wesentlich schneller mit dieser Architektur.
Acht Kerne
Die Leistungssteigerung in Spielen wird beim Sprung von 6 auf 8 Kerne nicht so deutlich, wie bei 4 auf 6.
Allerdings werdet ihr bei der Kombi aus 16 Threads und 8 Prozessorkernen eine starke Verbesserung bei Dingen wie Videobearbeitung und anderen Schwergewichten bemerken. Für alle, die an ihrem PC sowohl arbeiten als auch spielen, sind 8-Kern-Prozessoren die richtige Wahl.
Mehr als 8
Solltet ihr das Geld übrig haben, so könnt ihr auch noch stärkere Prozessoren mit weitaus mehr Prozessorkernen kaufen. Beispielsweise bieten AMD-CPUs der Ryzen 9 Serie bis zu 16 mit 32 Threads, die Threadripper-Reihe sogar bis zu 64 mit 128 Threads.
Für schwergewichtige Anwendungen bringen mehr CPU-Kerne mehr Leistung, jedoch nimmt der Leistungszuwachs bei über 16 Kernen stetig ab.
Was ist der Unterschied zwischen E-Kernen und P-Kernen?
Bei einigen Intel-Prozessoren werden Kerne in P (Performance)- und E (Efficiency)-Kerne unterteilt.
- E-Kerne unterstützen kein Hyperthreading und konzentrieren sich wieder der Name sagt auf Effizienz, was Energieeinsparung für weniger anspruchsvolle Aufgaben ermöglicht.
- P-Kerne sind Leistungskerne, die sich auf die Maximierung der Leistung pro Kern und die Bereitstellung von Funktionen wie SMT konzentrieren.
- Bei AMD-Prozessoren gibt es diese Unterscheidung auf Grund unterschiedlicher CPU-Architektur nicht.
Fazit: Wie wähle ich die richtige Anzahl an CPU-Kernen?
Wenn ihr euch immer noch nicht entscheiden könnt, dann beantwortet folgende Fragen für euch selbst:
- Wofür werdet ihr euren Rechner hauptsächlich nutzen?
- Wie viel Zeit werdet ihr mit Gaming verbringen?
- Wie viel Zeit wird für Bürotätigkeiten?
- Werdet ihr am Rechner Dinge wie Videokodierung oder Rendering ausführen?
- Wollt ihr im Gaming die maximale FPS erreichen und grafisch anspruchsvolle Spiele zocken?
Nach Beantwortung dieser Fragen solltet ihr mit den obigen Informationen die richtige Wahl treffen können.
Ein Artikel von Sascha. Falls ihr mehr über unsere Autoren erfahren wollt, besucht unsere Über-Uns-Seite.