Ist ein teures Mainboard besser fürs gaming?

Ein teures Gaming-Mainboard
Von , aktualisiert am 20.10.2022

Wie wichtig ist ein Mainboard eigentlich für einen guten Gaming-PC und wie viel Einfluss auf die tatsächliche Leistung hat es? Eine berechtigte Frage vor allem wenn man bedenkt, dass es teils Gaming-Mainboards für Beträge jenseits der 500 Euro gibt.

Aber sind teure Mainboards wirklich besser als günstige und beeinflussen sie die FPS beim Gaming? Dieser Artikel erklärt euch alles zu diesen Fragen.


Teure vs. günstige Mainboards: Wichtigste Unterschiede

Wichtigste Fakten

  • Mainboards haben keinen direkten Einfluss auf die Leistung
  • Für Highend-CPUs benötigt ihr teurere Mainboards für ein stabiles System
  • Sehr günstige Motherboards keinen Leistungsengpässe verursachen
  • Teurere Mainboards sind besser geeignet für Übertaktung
  • Teurere Mainboards bieten Support für aktuellere PCIe-Versionen
  • Indirekt wird GPU-Leistung beeinflusst, fürs Gaming (noch) irrelevant

Ein Mainboard hat keinen direkten Einfluss auf die Leistung eurer CPU oder GPU. Indirekt kann ein Motherboard jedoch einen großen Einfluss auf euren Gaming-PC haben.

Wenn ihr eine Highend-CPU, Grafikkarte und schnellen RAM in ein billiges oder teures Motherboard einbaut, werdet ihr mehr oder weniger die gleiche Leistung bekommen. Vorausgesetzt, beide unterstützen die gleichen Komponenten.

Mit anderen Worten: Ob ihr einen serienmäßigen Intel Core i7-12700K auf einem Premium-Z690-Mainboard oder einem preisgünstigen H670-Chipsatz nutzt, wird die Leistung nicht beeinflussen.

Dennoch gibt es einige Faktoren bei Mainboards, die indirekt zur Leistungsunterschieden führen können. Schauen wir uns an, welche das sind.

Spannungswandler (VRMs) & Qualität der Komponenten

mosfets und kondensatoren am mainboard

Einer der wichtigsten Unterschiede zwischen günstigen und teuren Mainboards ist die Qualität der verbauten Komponenten auf der Platine. Die besten Gaming-Mainboards haben hier immer die Nase vorn.

Hochwertigere Motherboards haben nicht nur größere und leistungsfähigere VRMs, sondern auch eine höhere Anzahl davon. Zudem sind höherpreisige Platinen mit mehr Premium-Komponenten ausgestattet.

Das Design und die Qualität der Spannungsphasen (VRMs) oder Spannungswandler kann tatsächlich einen direkten Einfluss auf Gaming-Leistung haben, wenn ihr ein Übertakter seid.

Sie ermöglichen Mainboards immer eine stabile und konstante Stromversorgung, insbesondere für RAM und CPU.

Die Verwendung billigerer Stromversorgungskomponenten hat jedoch den gegenteiligen Effekt, sprich Instabilität und möglicherweise sogar eine unterdurchschnittliche Leistung.

Gerade zur Verwendung von Highend-CPUs wie einen Intel Core i9 oder einen Ryzen 9 werdet ihr ein teureres Mainboard brauchen. Ansonsten wird euer Prozessor nicht genügend Strom bekommen, was zu Bottlenecks (Leistungseinbußen) führt.

Merke

Die Stromversorgung eines Mainboards kann die Leistung eurer CPU erheblich beeinträchtigen, insbesondere wenn sie schlecht umgesetzt wurde und die Qualitätskontrolle nicht gründlich genug war.

ASUS Z790 Mainboard

Die Info zu den Spannungswandlern findet ihr in der Produktbeschreibung (Bild: ASUS)

Die Anzahl der VRMs die ein Mainboard hat, wird im Datenblatt als "Phase Design Power" angegeben. Ihr werdet dabei immer zwei Zahlen in der Form von 6+1, 8+2, 16+1 sehen. Die erste Zahl bezieht sich auf die Anzahl der VRMs der CPU, die zweite auf die Anzahl der VRMs des RAMs.

Zudem haben teurere Mainboards hochwertigere Kondensatoren, Leiterplattenqualität und sind besser verarbeitet.

Da Kondensatoren der Einstiegsklasse die wahrscheinlichste Fehlerquelle eines Defekts bei billigen Mainboards sind, holt euch lieber nicht das günstigste Modell. Alleine schon für ein stabil laufendes System.

Der Chipsatz

Der Chipsatz bei Mainboards ist ein weiteres wichtiges Unterscheidungskriterium und bestimmt, welche CPUs und Komponenten ihr darauf ausführen könnt. Zudem wird bestimmt, ob euer System übertaktbar ist.

Er verwaltet alles innerhalb des Mainboards und leitet Daten zwischen der CPU und den angeschlossenen Erweiterungs- und Speichergeräten weiter.

So haben sehr günstige Motherboards auch gleichzeitig immer den günstigsten Chipsatz im Betrieb. Dieser hat jedoch keinen direkten Einfluss auf die Leistung des PCs.

Chipsatz auf ASUS Mainboard

Eine der Hauptfunktionen, die einen günstigen von einem Premium-Mainboard-Chipsatz unterscheidet, ist die Menge an PCIe-Lanes die er bieten kann.

Je mehr PCIe-Lanes euer PC, desto mehr Erweiterbarkeit in Form von PCIe-Steckplätzen, SATA-Steckplätzen oder M.2-Steckplätzen bietet euer Mainboard.

Die Gesamtzahl der PCIe-Lanes des PCs wird sowohl von der CPU als auch vom Mainboard-Chipsatz bestimmt.

Merke

Je hochwertiger ein Motherboard-Chipsatz, desto mehr PCIe-Lanes bietet er und desto mehr Hardware könnt ihr auf eurem Gaming-PC installieren.

Ein Chipsatz kann auch mit Funktionen wie Unterstützung für Multi-GPU-Setups, Übertaktung, mehr (und schnellere) USB-Ports, WLAN und Bluetooth aufwarten.

Unterstützte PCIe-Version

Ein Mainboard-Chipsatz bestimmt auch die PCIe-Version eures PCs. Dies kann tatsächlich sowohl einen direkten als auch einen indirekten Einfluss auf die Gaming-Leistung haben, je nachdem, welche Grafikkarte ihr habt.

Zudem beeinflusst die unterstützte PCIe-Version eures Mainboards die Geschwindigkeit eurer M.2-SSDs.

Die unterstützte PCIe-Version eures Systems ist ergo ein wichtiges Merkmal, da sich mit jeder neuen Generation die Durchsatzrate (Geschwindigkeit) jeder PCIe-Lane verdoppelt.

Dies wirkt sich direkt auf die Hardware aus, die ihr in eurem PC verbauen könnt. Wenn euer Motherboard beispielsweise dem neueren PCIe v4.0-Standard entspricht, könnt ihr die schnelleren NVMe-SSDs der 4. Generation nutzen, die Geschwindigkeiten von 5000 MB/s erreichen können (im Vergleich zu 3500 MB/s bei Gen 3-SSDs).

Wie wichtig ist die PCIe-Version jedoch fürs Gaming? Im Moment eher unwichtig, aber das kann sich zukünftig ändern.

Aktuelle Grafikkarten-Reihen wie die RTX 4090 laufen über PCIe 4.0, ergo würde man meinen man braucht ein Mainboard, welches dies auch unterstützt. Generell unterstützen jedoch alle modernen Mainboards PCIe 4.0 GPU-Lanes, wodurch dies eigentlich gar keine wirkliche Frage ist.

Schauen wir uns trotzdem mal den Unterschied zu PCIe 3.0 an. In seinem Video diskutiert der Kollege Linus die Leistungsunterschiede beim Gaming.

PCIe 4.0 vs PCIe 3.0 Gaming FPS

Höhere PCIe-Versionen beim Gaming machen nur bei sehr hohen FPS-Werten einen Unterschied aus

Die Kurzzusammenfassung: Zwischen PCIe 3.0 und 4.0 gibt nur bei sehr hohen FPS-Werten einen merklichen Unterschied. Aber wer braucht bitte 400 FPS? Alles unter 250 FPS ist quasi irrelevant.

Zum gleichen Ergebnis kommt auch GamersNexus oder dieses Video. Ähnliche Ergebnisse ergeben sich für 3D-Anwendungen wie Blender.

Neuere Mainboards mit AMDs Chipsätzen X670E, X670, B650E oder B650 sowie Intel's Z790 unterstützen allerdings bereits PCIe 5.0. Bei älteren Low-End-Chipsätzen wie dem A320 gibt es jedoch nur PCIe 3.0-Support, aber bereits Mainboards wie X570, Z590 oder B550 laufen auf PCIe 4.0.

Bei teureren Mainboards könnt ihr ergo immer die Unterstützung für die aktuellste PCIe-Version bekommen. 

In Punkto Zukunftssicherheit definitiv ein Vorteil, jedoch meist total unnötig. Mit einer schnelleren CPU seid ihr immer besser beraten, anstatt mehr für ein teureres Mainboard auszugeben.

Merke

Für die GPU gibt es nur minimale Vorteile mit PCI Express 4.0, aber wenn es um M.2-SSD-Laufwerke geht, gibt es einen klaren Vorteil in der gesteigerten Geschwindigkeit bei Datentransfers. Wie bei jeder neuen Technologie werden wir aber mit PCI Express 4.0 und 5.0 im Laufe der Zeit immer mehr Vorteile sehen.

Übertaktungspotenzial

ASUS BIOS

Teurere Mainboards verfügen nicht nur über einen Chipsatz der Übertaktung unterstützt, sondern auch über zahlreiche BIOS-Optionen welche fürs Übertakten wichtig sind.

Dazu zählen Dinge wie:

  • Anlegen von XMP- oder DOCP-Profilen fürs Übertakten
  • Optionen zur Spannungsregelung wie LLC (Kalibrierung der Spannung für die CPU)
  • Optionen zum Feintuning von Übertaktungsprofilen

Darüber hinaus werden die hierfür wichtigen Spannungswandler (VRMs) bei teuren Mainboards immer besser gekühlt, wodurch die Übertaktungsleistung steigt und das System stabiler läuft.

Für fortgeschrittene PC-Bastler und Übertaktungsfreaks sind diese Funktionen den Preisaufschlag wert.

Anschlüsse & Funktionen

mainboard-anschlüsse rückseite

Günstige Mainboards verfügen im Allgemeinen nur über das Nötigste an Funktionen und Anschlüssen.

Auf diese Weise können Hersteller den Markt segmentieren und diese Art von Mainboards wirklich günstig kaufen. Zu den Funktionen auf die ihr hier verzichtet gehören Dinge wie:

  • Thunderbolt-Support
  • Bluetooth
  • Bessere Soundchips
  • Schnellere (doppelte) LAN- und WLAN-Module
  • Mehr und schnellere USB-Ports
  • BIOS-Flashback
  • Unterstützung für Stickstoffkühlung
  • Etc.

Wenn ihr also solcherlei Funktionen wirklich braucht, dann werdet ihr diese nur bei teuren Hauptplatinen finden.


Häufige Fragen zum Thema

Hier noch ein genauerer Blick auf einige der häufigsten Fragen im Zusammenhang mit Mainboards und deren Auswirkung auf die PC-Leistung.

Können sehr teure Mainboards die PC-Leistung verbessern?

Wenn wir über die reine Leistung in Benchmarks und Anwendungen sprechen, lautet die Antwort: Ja. Aber die minimalen Leistungssteigerungen rechtfertigen einfach nicht die hohen Kosten, welche mit diesen Modellen verbunden sind.

Zudem ist dies quasi nur für Übertakter relevant.

Erwartet keine massiven Leistungssteigerungen durch den Kauf eines 1.500 Euro X670E- oder Z790-Mainboards. Mit einem guten Mittelklasse-Mainboard (200-300€) seid ihr bestens beraten.

Beeinträchtigt ein billiges Mainboard die Leistung?

Wenn ihr einen Prozessor aus der unteren bis mittleren Leistungsklasse verwendet (hier unseren CPU-Leistungsindex für Gamer checken), wird ein billiges Mainboard die Leistung eures PCs nicht beeinträchtigen.

Falls ihr jedoch eine CPU der Spitzenklasse verwenden wollt, dann kann ein zu schwaches Mainboard möglicherweise nicht genug Leistung liefern und einen Engpass für euer gesamtes System darstellen.

Neben einem Flaschenhals für eure CPU, kann ein günstiges Mainboard auch folgende Probleme auslösen:

  • GPU- und/oder Speicherengpass: Wenn ihr mehrere NVMe-Laufwerke auf einem Mainboard der Einstiegsklasse verwendet, können die PCIe-Lanes eurer GPU und die SATA-Lanes eures Chipsatzes gedrosselt werden.
  • GPU-Engpass: Wenn ihr mehrere GPUs nutzt, euer Mainboard jedoch nicht über genügend PCIe-Lanes verfügt, um diese zu unterstützen.
  • Chipsatz-Engpass: Wenn ihr sehr viele NVMe-SSDs über die Chipsatz-Lanes anschließt kann dies zu Engpässen führen, wenn zu viele gleichzeitig genutzt werden.

Kann ein Mainboard die Leistung der Grafikkarte beeinflussen?

Das Mainboard kann die Leistung der Grafikkarte indirekt über die unterstützte PCIe-Version beeinflussen. Allerdings sind die Leistungsunterschiede quasi nicht relevant und nur bei niedrigen Auflösungen wie 1080p bei SEHR hohen FPS-Werten erkennbar.

In den folgenden beiden Situationen kann die Geschwindigkeit eurer Grafikkarte jedoch stark durch das Mainboard beeinträchtigt werden:

  • Wenn ihr eine leistungsstarke Grafikkarte wie die RTX 3080 Ti mit einem älteren Mainboard kombiniert, das PCIe 3.0 nicht unterstützt. In diesem Fall treten sich Engpassprobleme auf die zu Leistungseinbußen führen.
  • Euer System verfügt nicht über genügend PCIe-Lanes, um alle eure Hardware zu unterstützen, zum Beispiel bei der Verwendung von mehreren M.2-SSDs und zwei Grafikkarten.

Fazit: Ist ein teures Mainboard wichtig fürs Gaming?

Solltet ihr nicht übertakten, eure CPU vom gewünschten Modell unterstützt werden und mindestens ein freier PCIe 3.0-Slot verfügbar sein, dann reicht euch ein günstiges Mainboard.

Wenn ihr also nur an der Standardleistung einer CPU und der meisten GPUs interessiert seid, dann ist ein Mainboard fürs Gaming nicht wirklich wichtig.

Soll heißen: Ihr bekommt von einem Ryzen 7 7700X und einer RTX 3090 in einem B650-Mainboard die gleiche Leistung, wie in einem X670E. Wir haben oben jedoch auch gesehen, dass ein zu schwaches Mainboard teils zum Problem werden kann.

Wenn ihr ein Übertakter seid dann ist die Übertaktungsfähigkeit umso höher, je mehr ihr für euer Mainboard ausgebt (vereinfacht gesagt). Auch hier gibt es natürlich abnehmenden Grenznutzen.

Außerdem unterstützen sehr günstige (ältere) Mainboard-Chipsätze das Übertakten nicht mal. Am Ende hängt alles davon ab, was ihr mit eurem Gaming-PC erreichen wollt.