Mainboard-Chipsatz: Was ist das und wie wichtig ist er?
Beim Kauf eines Mainboards werdet ihr unweigerlich auf den Begriff "Chipsatz" stoßen. Doch was genau ist ein Chipsatz und wie wirkt er sich auf die Leistung eures PCs aus?
Welche Chipsätze gibt es und wo liegen die Unterschiede zwischen den Herstellern (Intel und AMD)? Das und mehr erfahrt ihr in diesem Artikel.
Was ist ein Chipsatz beim Mainboard?
Ein Chipsatz fungiert beim Mainboard als Kommunikationszentrum und Kontrolleinheit. Er bestimmt letztendlich, welche Komponenten mit dem Mainboard kompatibel sind (einschließlich GPU, CPU, RAM, Festplatten). Zudem legt er eure zukünftigen Erweiterungsoptionen fest und inwieweit der PC übertaktet werden kann.
Jedes Mainboard hat einen Chipsatz und dieser bestimmt, was dieses tun kann. Moderne Chipsätze sind auch bekannt als "Platform-Controller-Hub" (PCH) bei Intel oder "Fusion Controller Hub" bei AMD.
Tatsächlich ist der moderne Chipsatz gar kein Satz von Chips mehr, sondern vielmehr ein einzelner Chip mit Controllern. Dieser ist nun komplett integriert und mit der CPU über das "Direct Media Interface (DMI)" oder die direkte Medienschnittstelle verbunden.
PC-Chipsätze werden von Intel und AMD entwickelt, sind aber auf Mainboards von verschiedenen Drittanbietern wie Gigabyte, ASRock, ASUS oder MSI zu finden.
Unterschiedliche Chipsätze unterstützen außerdem unterschiedliche CPUs oder CPU-Sockel und müssen damit kompatibel sein.
Doch das ist nicht der einzige Grund, warum ihr euch über euren Chipsatz Gedanken machen solltet.
Warum spielt der Chipsatz meines Mainboards eine Rolle?
Ihr wisst jetzt zwar, was ein Chipsatz ist, aber warum ist er bei der Wahl eures nächsten Mainboards wichtig?
Wie wir eingangs erwähnt haben, bestimmt der Chipsatz eures Mainboards drei wichtige Dinge:
- Komponentenkompatibilität (welche CPU, RAM und Anschlüsse könnt ihr verwenden?)
- Erweiterungsoptionen & Datentransfergeschwindigkeiten (wie viele und welche PCI-Karten sind nutzbar)
- Übertaktbarkeit des Systems.
Lasst uns jeden Punkt einzeln ansehen.
Der Mainboard-Chipsatz bestimmt eure Komponenten & Anschlüsse
Der Chipsatz eures Mainboards gibt im Grunde genommen die folgenden Punkte vor:
- Welchen Prozessor / welche CPU-Generation ihr nutzen könnt (ein Chipsatz unterstützt nur bestimmte CPUs)
- Welchen RAM-Typ ihr verbauen könnt (DDR3, DDR4 oder DDR5)
- Ob ihr mehrere Grafikkarten verbauen könnt
- Die Art, Anzahl und unterstützte Geschwindigkeit von Massenspeichern (Festplatten, SSDs, M.2-NVME)
- Art und Anzahl unterstützter USB-Ports sowie USB-Header
- Unterstützung für Extras wie Thunderbolt, WLAN-Standards wie Wifi 6E
Daher ist es enorm wichtig sich zu informieren, was jeder Chipsatz kann und was ihr selbst wollt. Falls ihr bestimmte Dinge gar nicht nutzen wollt macht es zum Beispiel wenig Sinn, den neuesten Intel- oder AMD-Chipsatz zu kaufen.
Unterm Strich gilt: Bessere (neuere) Chipsätze bieten mehr und neuere Funktionen.
Wichtig!
Ein Chipsatz kann zwar eine bestimmte Funktion unterstützen (wie zum Beispiel eine gewisse Anzahl und Typ von USB-Ports oder Wifi 6), euer jeweiliges Mainboard ist damit jedoch oft nicht ausgestattet.
Der Chipsatz gibt die Erweiterungsmöglichkeiten vor
Der Chipsatz bestimmt auch, wie viel Platz euer PC für Erweiterungskarten wie Grafikkarten, Netzwerkadapter, Soundkarten oder ähnliches hat.
Zudem beeinflusst er die unterstützte PCI-Express-Version und wie viele PCIe-Lanes verfügbar sind. PCI-Express ist ein Datenübertragungsprotokoll welches über "Lanes" die interne Kommunikation zwischen euren Komponenten und der CPU ermöglicht.
Dabei haben verschiedene Chipsätze eine unterschiedliche Anzahl an PCIe-Lanes.
So bietet beispielsweise Intel's modernerer Z690-Chipsatz 12 PCIe 4.0 und 16 PCIe 3.0 Lanes, wohingegen der ältere Z590-Chipsatz nur 24 PCIe 3.0 Lanes bot.
Beim Z690-Beispiel hättet ihr nach dem Einbau einer x16-Grafikkarte bereits 16 Lanes belegt und "nur" noch 12 für andere Erweiterungskarten übrig.
Zudem bestimmt der Chipsatz, mit welcher Geschwindigkeit er mit der CPU kommunizieren kann.
Unterm Strich wird das für die meisten von euch nur wenig ausmachen. Falls ihr jedoch eine große Anzahl an PCIe-Erweiterungskarten verbauen wollt, könnte es relevant sein. Meistens gehen euch eh die Steckplätze aus, bevor ihr eure gesamte PCIe-Bandbreite ausgeschöpft habt.
Hinweis
Generell solltet ihr sicherstellen, dass eure CPU und Mainboard über genügend Lanes für alle gewünschten Erweiterungskarten verfügen.
Der Mainboard-Chipsatz bestimmt Übertaktungspotenzial
Ob ihr euch für die Übertaktung eurer CPU, des RAMs oder Grafikkarte entscheidet, bleibt euch überlassen. Aber eben nur dann, wenn euer Chipsatz und euer Prozessor dies auch unterstützt.
Nur bestimmte CPUs und Chipsätze eignen sich zum Übertakten - oder erlauben das überhaupt. Mit manchen Chipsätzen lassen sich CPU und Arbeitsspeicher gar nicht übertakten, einige erfordern möglicherweise eine spezielle Firmware dafür.
Falls ihr euch die Option offenhalten wollt, müsst ihr beim Kauf von Mainboards also den Chipsatz berücksichtigen. Gerade günstigere Mainboards haben im Vergleich zu höherwertigen Modellen oft einen abgespeckten Chipsatz verbaut.
Chipsätze die eine Übertaktung zulassen, verfügen über die erforderlichen Steuerungen (Spannung, Multiplikator, Basistakt usw.) in ihrem UEFI oder BIOS, um die Taktgeschwindigkeit einer CPU zu erhöhen.
Schaut also genau nach, ob euer gewünschtes Mainboard und dessen Chipsatz Übertaktung unterstützt.
Welche Chipsätze gibt es? (Intel & AMD)
Der Vergleich von Mainboard-Spezifikationen und Mainboard-Chipsätzen ist mehr als verwirrend. Denn Chipsätze haben komische Namen, die nur aus Buchstaben und Zahlen bestehen. Wenn man damit nicht vertraut ist, macht nichts wirklich Sinn.
Im Folgenden gehen wir deshalb auf die wichtigsten Chipsätze von Intel und AMD ein (und deren Namensgebung).
Wichtige Intel-Chipsätze und deren Namensgebung
Die aktuellsten Desktop-Chipsätze für Intel-Prozessoren der 12. Generation sind Z690, H670, B660 und H610. Diese werden für die kommende 13. Generation mit den Chipsätzen Z790, H770, B760 oder H710 erweitert oder vielmehr fortgeführt.
Für mehr Informationen zu den 12er-Intel-Chipsätzen, schaut euch unseren Vergleich B660 vs Z690 vs H670 vs H610 an. Lest außerdem in folgendem Artikel im Detail nach, wie sich Z690 von Z790 unterscheidet.
Daneben gibt es noch Chipsätze der X-Reihe, welche jedoch nicht mehr wirklich relevant sind.
Wir beschränken uns hier nur auf die Namensgebung und nicht auf die Eigenschaften jedes Chipsatzes. Für mehr Informationen dazu, schaut gerne in unseren Artikel zu den besten Intel-Mainboards rein.
Ihr seht vielleicht schon ein Muster. Meistens seht ihr einen einzelnen Buchstaben gefolgt von ein paar Zahlen. Auch wenn diese zunächst keinen Sinn machen, geben sie euch einiges an Information:
- Typischerweise gibt der Buchstabe das Leistungsniveau an, das man von diesem Chipsatz erwarten kann.
- Die erste Ziffer gibt die Chipsatz-Generation an.
- Die zweiten beiden Ziffern sind normalerweise Leistungsindikatoren.
Generell ist jedoch nur der Buchstabe vor den Zahlen wichtig:
- Z: Highend-Mainboards für anspruchsvollste Gaming-PCs oder Workstations (wie Z690).
- H: Zugleich Einstiegsklasse (wie H610) und gehobene Mittelklasse (wie H670). Oft haben HX70-Chipsätze ein paar Funktionen weniger als die Z-Chips, sind jedoch etwas günstiger.
- B: Mittelklasse-Mainboards mit weniger PCIe-Lanes als die HX70er-Chips (zum Beispiel B660).
- X: Intels (einst) höchste Leistungsstufe zur Verwendung mit speziellen CPUs. Jedoch kaum mehr relevant.
- W: Rein für Workstations.
- Q: Für sicherheitssensible Business-PCs.
Wichtige AMD Chipsätze
Die aktuellen Chipsätze für AMDs AM5-Plattform sind X670E, X670, B650E und B650. Lest hier alles zu den Unterschieden zwischen X670E vs X670 vs B650E und B650.
Chipsätze für AMD-Desktop-CPUs mit Sockel AM4 sind X570, B550 und A520. Daneben gibt es noch X399, TRX40 und WRX80 für Highend-Workstations.
AMD-Chipsätze folgen einer ähnlichen Logik bei der Namensgebung, nutzen jedoch andere Buchstaben:
- A: Sehr günstige Mainboards der Einstiegsklasse von AMD (Beispiel: A520) mit eingeschränkten Funktionen.
- B: Mittelklasse-Mainboards für den Standardnutzer (Beispiel: B550).
- Mit X: Highend-Chipsatz für Hochleistungs-Workstations und Enthusiasten (Beispiel: X570, TRX40).
- E: Mainboards der "Extreme"-Klasse spezialisiert auf Übertaktung und Unterstützung für Highend-Features wie PCIe 5.0. Erstmals eingeführt bei Mainboards für den AM5-Sockel.
Häufige Fragen zum Thema
Was bedeutet Northbridge und Southbridge bei Chipsätzen?
In alten Mainboards war der Chipsatz quasi in zwei Computerchips aufgeteilt: Die North- und Southbridge.
Die Northbridge steuert normalerweise die CPU und verbindet sie mit den restlichen PC-Komponenten.
Die Southbridge war für Dinge wie USB-Anschlüsse, Netzwerkverbindungen, SATA- und IDE-Controller, Audio und mehr zuständig.
In Kombination waren Northbridge und Southbridge für die gesamte Kommunikation zwischen den PC-Komponenten verantwortlich. Da die beiden Chips viele andere Chips (für bestimmte spezialisierte Rollen) zusammengefasst haben, wurden sie als "Chipsatz" bekannt. Buchstäblich ein Satz von Chips mit bestimmten Rollen.
Auf modernen Mainboards findet man keine Northbridge oder Southbridge mehr. Denn die Aufgaben der Northbridge wurden in die CPU integriert, während die verbleibenden Aufgaben zu einem einzigen Chip im Southbridge-Stil kombiniert wurden.
Während also der Begriff Chipsatz bestehen bleibt und zur Unterscheidung zwischen verschiedenen Motherboard-Modellen verwendet wird, hat sich die Funktionalität des Chipsatzes kontinuierlich weiterentwickelt.
Wo befindet sich der Chipsatz auf dem Mainboard?
Bei einem modernen Mainboard ist der Großteil des Chipsatzes mittlerweile in die CPU selbst integriert. Anstatt Datenanforderungen von der Southbridge zur Northbridge und dann zum Prozessor zu leiten, kommuniziert der Chipsatz direkt mit der CPU.
Je nach dem welches Mainboard ihr habt, befindet sich der Chipsatz darauf an einer anderen Stelle. Meist jedoch in der rechten unteren Ecke der Hauptplatine unter einem Kühlkörper versteckt.
Wie finde ich meinen Mainboard-Chipsatz heraus?
Sucht am besten online nach dem Namen eures Mainboards und klickt auf das erste Ergebnis (quasi immer die Herstellerseite). Dort findet ihr eigentlich immer den Chipsatz unter den technischen Spezifikationen aufgeführt.
Ansonsten tragen viele Mainboards den Chipsatz selbst in ihren Namen (der Name des Chipsatzes ist eine kurze Folge von Buchstaben und Zahlen - siehe oben).
Spielt der Chipsatz eines Mainboards wirklich eine Rolle?
Welcher Chipsatz sich auf einem Mainboard befindet, ist der Hauptentscheidungsfaktor für die Kompatibilität. CPU-, RAM- und PCI-Express-Lane-Unterstützung sind die wichtigsten Merkmale, die bei der Auswahl eines Chipsatzes zu berücksichtigen sind.
Sind Chipsatz und Mainboard dasselbe?
Nein, der Chipsatz ist jedoch ein Teil eines Mainboards und bestimmt, welche Komponenten davon unterstützt werden. Er kann als eine Art Unterkategorie vom Mainboard verstanden werden.
Innerhalb eines bestimmten Chipsatze gibt es viele verschiedene Motherboards mit unterschiedlichen Funktionen, aber alle werden immer die gleichen Komponenten unterstützen.
Was sind Chipsatztreiber?
Chipsatztreiber oder auch Mainboard-Treiber ermöglichen es dem Motherboard, mit dem Betriebssystem zu funktionieren. Sie sind für die Grundfunktionen eures PCs unerlässlich.
Fazit
Hoffentlich gibt euch das ein klareres Bild davon, was ein Chipsatz ist, warum er wichtig ist und welche Überlegungen ihr bei der Auswahl eines Mainboards berücksichtigen müsst.
Es gibt keinen wirklich "besten" Chipsatz und die meisten von euch werden Mainboards mit Highend-Chipsätzen sowieso nicht brauchen. Daher geben wir in unserer Gaming-Mainboard-Kaufberatung auch immer Tipps für alle Preisklassen.
Ein Artikel von Sascha. Falls ihr mehr über unsere Autoren erfahren wollt, besucht unsere Über-Uns-Seite.